comment_logo_we 28.09.2010 Gesichter des Sports


Sie war die Überraschung bei den Deutschen Meisterschaften vor wenigen Wochen – und sie war jüngst die Überraschung bei den Olympic Hope Games: die noch 15-jährige Anna Kowald von der KG Essen. Nach insgesamt vier Deutschen Meistertiteln in Köln räumte sie auch im slowakischen Piestany richtig ab. 

Dass sie eine starke Einerfahrerin ist, hatte sie mit ihrem DM-Titel über 200 m, 500 m und im Mehrkampf schon bewiesen. Aber wie würde sie sich auf internationaler Bühne bei den von 26 Nationen besuchten Olympic Hope Games verkaufen können?

Sie konnte es mehr als eindrucksvoll und setzte sich bei ihrem ersten großen internationalen Einsatz im 200 m-Einerkajak ganz klar auch gegen die internationale Konkurrenz durch und siegte mit über zwei Sekunden Vorsprung (!) vor der Serbin Milana Trklja. Das ist im Sprint schon eine Welt.

Bei den Deutschen Meisterschaften hatte Anna Kowald zusammen mit der erst 14-jährigen Annabelle Bösing laut ihren Jubel als Meisterinnen bei der Siegerehrung im 500 m-Zweier heraus geschrien. Beide waren als schnellstes deutsches Boot auch in Piestany am Start. Gut, dass beide in Köln schon einmal üben konnten, wie es bei der Siegerehrung geht. Denn in Piestany waren sie nicht nur das jüngste, sondern auch das schnellste Boot. „100 Meter vor dem Ziel lagen wir noch auf dem fünften Platz. Dann habe ich wie geplant „ab“ gerufen und ab ging es. Meter um Meter nach vorne – die anderen sind fast stehen geblieben“, lachte Anna Kowald später über ihren zweiten Streich mit Annabelle Bösing. „Ein Riesenerfolg für dieses junge Team“, freute sich auch Christoph Steinkamp, der als betreuender Bundestrainer mit in Piestany war.

Der dritte internationale Sieg folgte für Anna Kowald dann noch im 200m-Vierer, den sie als Schlagfrau bestens über die Strecke führte. Und mit zwei Silbermedaillen im 1000 m-Einer und 500 m-Vierer (25 Minuten nach dem siegreichen Zweier-Rennen) komplettierte die KGEerin ihre internationale Medaillensammlung. Und am Ende der Regatta stand auch fest, dass Anna Kowald die Punktewertung in der weiblichen Jugendklasse für sich entschieden hatte. „Ja, was soll ich sagen. Das war schon eine coole Sache“, kommentierte das Talent schmunzelnd. Klasse war auch der Auftritt von Annabelle Bösing mit Virginia Najrok im 1000 m-Zweierkajak: Silber.

Alles in allem insbesondere für Anna Kowald somit eine Saisonbilanz, mit der so auf keinen Fall zu rechnen war. Als Jüngste durch eine Freundin vom Steeler Kanu-Club zur KG Essen gekommen, schien das Paddeln nicht unbedingt das optimale Metier für sie zu sein. Aber irgendwann hat es „klick“ gemacht und es ging bergauf. Das Kanu- und Wettkampffieber hatte sie gepackt.

„Anna ist eine insgesamt ehrgeizige Person, die sich in der Schule wie auch im Training voll reinkniet. Durch die Zugehörigkeit zum Teilinternat am Helmholtz-Gymnasium kann sie auch am Frühtraining teilnehmen. Dann steigt die Byfangerin so gegen 5 Uhr morgens in die öffentlichen Verkehrsmittel, fährt zum Baldeneysee und anschließend zur Schule, später wieder zum See. Sie ist immer mit vollem Einsatz dabei und weiß ganz genau, wohin die Reise gehen soll. Sie ist eine richtige Kämpferin: wenn sie einmal vorne liegt, kann sie immer noch ein Schüppchen drauflegen“, ist Trainer Christoph Steinkamp voll des Lobes.

„Wer ist denn Anna Kowald“ staunten nicht wenige noch am Rande der DM. Nun hat sie sich sogar auf internationalem Parkett einen Namen gemacht. Und die Nominierung für die Olympic Hope Games (der weltmeisterschaftlichen Alternative für die 15- bis 17-Jährigen) mit Annabelle Bösing gerechtfertigt.

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